Tierschutzgerechter Umgang mit gluckenden Hennen

Tierschutzgerechter Umgang mit brütigen Hennen 

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Aufgrund des Informationsbedarfes zum Thema und der Aktualität ab Sommer zeigen wir diesen Beitrag weiterhin. Wir hatten über tierquälerische Methoden erfahren, wie Hennen in vielen privaten Hühnerställen vom Glucken abgehalten werden. Diese werden von Generation zu Generation weitergegeben, ohne die brutale Tortur zu hinterfragen. Wir möchten Hühnerhalter aufklären und einfache, erfolgreiche und tierfreundliche Varianten anbieten.

Die „Methoden“ finden im Privaten hinter geschlossenen Stalltüren und fernab von jeder Kontrolle statt. Selbst Amtstierärzte zeigen sich geschockt, wenn sie davon erfahren!

Das Dümpeln

Gleich vorweg: Das sogenannte Dümpeln oder Dümpfeln ist Tierquälerei und wird strafrechtlich verfolgt. Hennen werden mitsamt Kopf oder bis zum Hals sekundenlang unter Wasser getaucht und damit schwerst geschockt. Dann werden sie laufen gelassen. Oder sie werden dann nass in einem Sack ohne Futter und Wasser drei Tage lang im dunklen Stall aufgehängt. Bestenfalls pocht der Halter täglich gegen den Sack, um festzustellen, ob das verstörte Tier noch lebt. Entrüstet man sich gegenüber Dritten im Gespräch, stehen diese noch dem Hühnerhalter bei, denn sie machen es  a u c h  so, ja – was anderes helfe ja nicht!

Doch – gleich gesagt: dieser Beitrag ist keine Anleitung für Leute, die diese leidvolle Methode anwenden wollen – sondern für die, die es besser machen wollen. Es gibt Methoden, die durchaus artgerechter zu nennen sind! In Webseiten und Foren zum Thema Hühnerhaltung sind immer wieder interessante Beiträge zu finden. Ergänzend zu meinen eigenen Erfahrungen möchte ich hier einige Tipps zuammenfassen.

Doch zunächst fragen wir uns erst einmal:

italienerin-mit-2-kuekenWas stört überhaupt den Hühnerhalter?

Kurz: die Natur – das Bedürfnis der Hennen, auch mal zu brüten. Dies passt nicht immer in den Haltungs- oder Zeitplan des Besitzers. Oder er ist auf zu erwartende Probleme (z.B. Drängeln der Hennen, Abtrennen von Glucken usw.) nicht genug eingerichtet.

Unerwünschte Probleme durch brütige Hennen

1. Gluckende Hennen können den Stall wirklich durcheinanderbringen.

2. Sie belegen beliebte Legenester zu lange oder bedrängen legende andere Hennen oder lassen Hennen, die legen wollen, nicht ins Nest.

3. Dadurch zerstören sie Eier. Auch stören sie die Nestruhe der Hennen nach dem Legeakt, dies kann durch die Störung der Rückbildung zu Infektionsanfälligkeiten führen.

4. Sitzende gluckende Hennen können stark abmagern. Bsp: Ist kein Hahn in der Herde oder sind die Eier nicht befruchtet, sitzt die Henne erfolglos 21 Tage auf den Eiern. Bleibt sie brütig, lässt sie oft eine zweite Brut folgen. Insgesamt kann es sein, dass die Henne 6 Wochen hungert oder die Zeit vor Entkräftung nicht mehr übersteht.

5. Wird die Henne im Herbst oder Winter brütig, kann es für die Küken zu kalt werden.

6. Hühnerhalter, die für Naturbrut sind, haben keine Möglichkeit oder keine Lust, der Henne jedesmal die Eier wegzunehmen und diese per aufwendiger Kunstbrut auszubrüten.

Was wird durch das Dümpeln von der Sache her erreicht?

Die Henne erleidet einen schweren Schock. Durch diesen hochgradigen Stress wird dem Tier der Bruttrieb „ausgetrieben“, es hat nämlich mit seinem Überleben zu tun (Todesangst, Isolation, Nässe, Kälte, Hunger, Durst, Unmöglichkeit argerechten Verhaltens wie Scharren, Staubbaden usw. …). Angeblich wird der Bruttrieb nach einer eintägigen „Hängezeit“ noch nicht genügend abgebaut. Das Hochhängen soll zum einen vor Füchsen usw. schützen, zum anderen soll verhindert werden, dass die Henne sich weich und warm setzen kann – denn das Sitzen im Nest fördert den Bruttrieb, kommt Luft an ihr Hinterteil, wird der Bruttrieb gestört.

Es ist ein Jammer, dass dieses Bauernwissen, das immerhin dahintersteckt, nicht tiergerecht eingesetzt wird!!!

Wie kann man dies auf tiergerechte Weise erzielen:

– Man kann / sollte öfter am Tag die gluckende Henne immer wieder vom Nest nehmen und ans Futter setzen, Eier schnell entfernen. Ist die Henne draußen, die Luke von außen für eine Weile zumachen. (Drauf achten, ob nicht gerade eine andere Henne in der Zeit ein Ei legen gehen will – Zugang zum Nest gewähren).

– Brütende zu schwache Hennen kann man ebenso öfter am Tag zum Futternapf leiten, im allgemeinen fressen sie dann erst mal, was das Zeug hält.

– Hühnerhalter können ihre gluckenden Hennen für einige Momente bzw. Stunden (wenn nötig länger) in die Herde des Nachbars geben oder generell ihre gluckenden Hennen tauschen. Der Stress in der fremden Herde ist wenigstens artgerecht und so vergisst die Henne auch ihren Bruttrieb. Hier darf der Halter nur nicht zu träge sein, dann mal eine kleine Strecke zum Bekannten zu laufen. Allerdings müssen Hygieneregeln beachtet werden, damit man nicht auch Krankheiten „tauscht“ …

– Manche Hühnerhalter isolieren ihre brütige Henne, indem sie sie unter oder in einen Käfig ohne Streu mit Futter und Wasser ins Hühnergehege oder in den Stall setzen. So haben die Hennen Blickkontakt zur Herde, aber keine Gelegenheit, sich auf ein weiches Nest zu setzen. Der Käfig muss witterungsgeschützt stehen. Manche Halter lassen die Henne nachts bei der Herde im Stall schlafen (dann sitzt sie nachts auf der Stange oder im Nest). Andere lassen die Henne tags und nachts im Käfig. Das ist nicht nötig! Im Zweifel sollte immer erst die sanftere Methode verwendet werden! Die Henne muss Gelegenheit zu Bewegung und Scharren bekommen.

– Eine Hühnerhalterin ließ ihre Henne während des Gluckens mal tags bei ihren (lieben!) Hunden laufen, da wurde sie von oben bis unten abgeschleckt. Das soll auch geholfen haben, so ihr Bericht in einem Forum. Die Tiere kannten einander. Dies ist nicht als Tipp, sondern als Beispiel für „Herdenwechsel“ zu verstehen. Bitte schätzen Sie Ihre Tiere richtig ein, und setzen Sie Ihre Hennen auf keinen Fall der Todesangst vor Hunden aus!

– Ich selber brauchte nur meine Henne gelegentlich sanft rausheben und zur Luke setzen. Sie fand Futter ab sofort wieder effektiver 🙂 Automatisch verstärkte mein Hund ab und zu mein Tun, er schnüffelte im Vorraum des Hühnerstalls an der Maschendraht-Abtrennung interessiert Richtung Nest. Ich ging rein und setzte die Henne sanft zur Luke, nach dem Motto, guck mal, draußen in deiner Herde ist es ruhiger 🙂 Ich hatte nie Probleme mit längerem Brütigsein, und immer zahme kluge und tiefenentspannte Hühnchen mit seidigen Federn und übrigens auch vielen Eiern.

1. Bauliche Möglichkeiten im Stall oder Gehege

– Man kann in der beliebtesten Legenest-Reihe die Zwischenwände herausnehmen und so ein großes Gemeinschaftsnest schaffen. So haben die Hennen Ausweichmöglichkeit. Außerdem legen Hennen gern in Gemeinschaft. Natürlich brauchen sie dennoch ihre Ruhe dabei.
– Beim Bau der Legenester kann man die Zwischenwände gleich herausnehmbar bauen.
– Man sollte stets ein kleines Ausweichgehege für kranke Hühner oder z.B. auch für Glucken parat haben, eine kleine einfache Maschendraht-Abtrennung mit Sichtkontakt zur Herde genügt. Soviel Platz muss in jedem Hühnerstall sein. Wenn nicht: Bitte Herdengröße verringern.

2. Möglichkeiten über die Gruppenzusammenstellung

siesta-im-zwinger– Hahn in der Herde halten, da er die Herde zusammenhält, leitet und schützt
– Althennen (> 2 Jahre) in der Herde haben, sie haben Erfahrung und strahlen Ruhe auf die Junghennen aus
– generell nicht zu hochgezüchtete Rassen kaufen
– stets RUHIGER STRESSFREIER, respektvoller Umgang mit den Hühnern
– Herdengröße z.B. auf 1 Hahn mit max. 10 Hennen beschränken, denn in zu großen Herden herrscht chronisch höherer Stresslevel
– bei höheren Herdengrößen brauchen die Hühner entsprechend größeren Auslauf und mehrere Hähne – z.B. einen Teil eines großen Hofes, in dem sich die Grüppchen teilen (die Hähne sollten wiederum eine klare Rangordnung haben)

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(Text & Fotos: Anke Schönefeldt)