Heideterrier Lucky möchte ankommen!

Lucky – ein Hund, über den wir Romane schreiben könnten. Herrchen verstorben … untergekommen bei einer Bekannten, aber kein Happy End. Schlussendlich landete er bei uns … verwirrt, aufgewühlt, verzweifelt.
Im Tierheim: ein in höchsten Tönen bellendes, entnervtes Bündel. Beraubt seines innersten Kerns.
Außerhalb des Tierheims: ein normaler, sozialisierter Hund „mit zwei Baustellen“.
Denn wir hatten die Chance, Lucky außerhalb des Tierheims kennenzulernen. Eine befreundete Jägerin, die schon erfolgreich Heideterrier aus dem Tierheim vermitteln konnte, „entführte“ Lucky zusammen mit einer Pflegerin für einen Nachmittag zum Austesten seiner Eigenschaften. 

Unser Bericht:

Zehn Minuten um das Tierheimgelände reichten Lucky zum Kennenlernen der fremden Person. So lief er dann schon an der Leine ohne Beanstandungen. Also ab ins Auto. Seine erste Fahrt im Tierheimauto – am Tag seiner Ankunft bei uns – endete ja im Chaos und einer gebrochenen Hundeseele, der „wir“ gerade ihr Zuhause genommen hatten. Auch dieses Mal verfiel er fast in Panik, als wir ihn zum Einsteigen animierten. Doch mit Zeit und Geduld saß er zehn Minuten später auf der Rückbank … nervös, aber ruhig.

Zielort war ein anderer befreundeter Jäger mit Artgenossen und Wildkontakt. Der Fremde wurde aus dem Auto erst mal angeknurrt – das war mit dem Aussteigen verflogen. Wir stellen Lucky dem kastrierten Rüden vor: 1a Kommunikation und keinerlei Konflikt. Auch bei den unkastrierten Rüden und Hündinnen in den Zwingern zeigte Lucky sich neugierig, stabil und klar in der Körpersprache. Selbst als er am Gitter angepöbelt wurde, blieb er ruhig. Lucky ist also gut sozialisiert worden!

Bei den Schweinen des Jägers prüften wir seinen Jagdtrieb. Doch Lucky hatte ordentlich Respekt, verstand sogar die Drohung des Keiler-Eber-Mixes 😉 und wich ihm aus. Das Fazit: Lucky hat keinen Jagdtrieb, der für den Einsatz als Jagdhund brauchbar wäre. Er ist also „nicht schlimmer“ als jeder andere Hund, der ein Kaninchen oder eine Katze gesehen hat. Die Jagdgemeinschaft war fast enttäuscht, ihn nicht in Aktion zu sehen, doch für seine Vermittlung ist das ein Jackpot! Wir waren uns schnell einig: Was er nicht kennt, bringen wir ihm gar nicht erst bei.

Anschließend bei der Kaffeerunde „kontaktierten“ Lucky und der unkastrierte Rüde immer wieder unterm Tisch an, bis Lucky schließlich bei der ca. zehnjährigen Tochter zum Kuscheln einparkte.
Zurück ins Auto gings deutlich schneller und dem Terrier sind sogar kurz die Augen zugefallen nach dem anstrengenden, aber erfüllenden Tag.

Was sagen wir nun zu Lucky:

Sobald er das Tierheim verlässt, wird er ruhiger, auch an der Leine. Draußen beim Gruppengassi zeigte er sich einem Oldie-Rüden gegenüber komplett verträglich (sh. Bilder) und fand im Gras schnüffeln wichtiger als z.B. eine Spielaufforderung. Auf dem Rückweg spannt er sich spürbar an, reagierte aber – wie auf dem Hinweg – nicht auf den pöbelnden Nachbarshund.
Im Tierheim verfällt er in seine alten, verzweifelten Muster – mit ständiger Angst, wieder alles zu verlieren. Lucky braucht hundeerfahrene Menschen, die ihm ein stabiles und sicheres Umfeld mit Anschluss, vierbeinigen Kontakten und Beschäftigung bieten können. Nasenarbeit liegt ihm besonders. Parallel sollten dabei auch seine zwei Baustellen trainiert werden – das Alleinbleiben und dass man nicht sein Territorium gegen Besucher verteidigen muss.

Lucky ist ein ganz besonderer sensibler und schlauer Hund, dessen gutes Potential immer wieder durchscheint. Wir wünschen uns, dass seine neuen Menschen dies ebenfalls sehen und fördern, so dass Lucky endlich nochmal ankommen kann – für immer.

—

Hier der Bericht der Jägerin für die Jägerschaft (auf Facebook):
https://www.facebook.com/story.php?story_fbid=2709540509207045&id=100004533674632&rdid=d6shj4QX25kEb1t1